Mit diesem Szenario müssen die Einsatzkräfte am Samstag bei einer Großübung in Landsberg umgehen. Das Geschehnis wird als Verkehrsunfall der Stufe Drei hochgestuft, erläutert Kreisbrandinspektor Peter Kawohl, der als Beobachter zugegen ist, dem Landsberger Tagblatt. In solch einem Fall mit vielen Verletzten werden die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK), die Unterstützungsgruppe örtlichen Einsatzleitung (UGÖEL) und auch das Technische Hilfswerk (THW) alarmiert. Immer mehr Fahrzeuge der Landsberger Feuerwehr und des Roten Kreuzes rücken an. Im Bus schreien die Verletzten, am Auto arbeiten schon die ersten Feuerwehrleute, um die beiden Personen und das Kind auf dem Rücksitz zu befreien. Die Feuerwehr öffnet die Heckseite des auf der Seite liegenden Busses und schafft zudem an den Dachluken Ausstiegsmöglichkeiten. Notärzte sind mittlerweile im Bus, um medizinische Prioritäten festzulegen. Normalerweise werden Schwerstverletzte, bei denen es auf Minuten ankommt, als erstes versorgt, bei diesem gespielten Unfall muss aber erst Übersichtlichkeit geschaffen werden: Feuerwehr und Sanitäter führen die noch Gehfähigen heraus und bringen sie zu einem Sammelplatz. Gegen 10.30 Uhr sind die Feuerwehren Landsberg und Kaufering vor Ort und das Rote Kreuz mit fünf Rettungswagen und der Schnellen Einsatzgruppe. Später werden noch Erpfting, Ellighofen und Penzing nachalarmiert. Auch die Notfallseelsorge und das Kriseninterventionsteam werden gerufen.
Um 10.31 Uhr wird eine Großschadenslage nach Artikel 15 des Bayerischen Katastrophenschutzgesetzes ausgerufen. Kreisbrandrat Johann Koller übernimmt die Gesamtleitung, auch über den Sanitätseinsatz. Ziel ist es, mit einer Führungsperson alles besser koordinieren zu können. Um 10.33 Uhr ist Lagebesprechung, die Einsatzabschnitte werden definiert. Wie wichtig die vorausschauende räumliche Planung ist, wird deutlich, wenn man sich das gesamte Szenario ansieht: Mit dem Sammelplätzen für Verletzte, dem Sanitätszelt und den Feuerwehrfahrzeugen ist ein Großteil der Bossewiese belegt. Wie viele Kinder saßen im Bus? – die Feuerwehren wissen es anfangs nicht. Wie in der Realität gut möglich, haben sich Verletzte unter Schock entfernt, hier wird die Rettungshundestaffel eingesetzt. In der Wirklichkeit übernimmt die Identitätsprüfung die Polizei. Um Pressevertreter würde sich im Echtfall der Sprecher des Landratsamtes, Wolfgang Müller, kümmern, der Mitglied der Führungsgruppe Katastrophenschutz ist. Auch er ist gekommen.
„Die sind gut, wir haben es ein bisschen mehr als eine Stunde und der Bus ist fast leer“, meint Christian Hess, der als Katastrophenschutzbeauftragte beim BRK Landsberg die Übung begutachtet. So eine aufwendige Übung hat es laut Hess schon lange nicht mehr gegeben. Der Bus stammt vom Unternehmen Eisele und der ADAC hat den Pkw zur Verfügung gestellt. Thomas Unger vom Crashzentrum des ADAC hat die Übung mit dem stellvertretenden Kommandanten der Landsberger Wehr, Markus Obermayer, und dem Kreisbereitschaftsleiter des Roten Kreuzes, Markus Wegele vorbereitet. Abschleppunternehmer Michael Kemeny hat die Fahrzeuge gebracht und aufgestellt. 141 Rettungskräfte sind es in Summe, die hier auf der Bossewiese arbeiten – und nach rund zwei Stunden ist die meiste Arbeit getan, das THW kann den Bus heben und die Toten bergen – nicht ganz realitätskonform, hier würden erst Polizei und Unfallgutachter die Fahrzeuge begutachten. Acht Mitglieder der FüGK, darunter Günter Drexler, der im Landratsamt für den Katastrophenschutz zuständig ist, sind gekommen,
„Ich finde, es ist ganz gut gelaufen“, sagt Koller, eine ausführliche Besprechung der Übung wird erst in einigen Tagen erfolgen. Die Feuerwehren waren sehr schnell, da sie – anders als geplant – die Buspassagiere aus den Dachluken holten, statt den Bus aufzuschneiden. „Es sind halt alte Praktiker dabei“, meint Koller. Freilich wäre der Bus vermutlich bei einem echten Unfall zu zerbeult für diesen Ausstieg. Das „Ordnen des Raumes“ habe gut funktioniert, meint der Kreisbrandrat: Die Feuerwehren seien mit ihren Fahrzeugen nicht gleich dicht an die Unfallstelle herangefahren. „Ich bin zufrieden.“ „Es hat sehr gut funktioniert“, meint auch der Landsberger Kommandant Jungbauer, die Zusammenarbeit sei sehr gut gewesen. Auch Kawohls erster Eindruck ist positiv. Die Chaosphase, die es immer zu Beginn gebe, sei sehr kurz gewesen, so die Einschätzung der erfahrenen Feuerwehrleute. Die leitende Notärztin Dr. Ingrid Marchner – mit ihr waren zwei weitere Mediziner vor Ort – hätte gerne noch mehr Kollegen an ihrer Seite gehabt. „Wir hätten fünf Notärzte gebraucht.“
Der Einsatzleiter des BRK, Georg Kobschätzky, hat das Problem, dass nicht alles realitätsnah sein kann. Das Szenario für den Abtransport, beispielsweise die Hubschrauber, fehlten. Ebenso die Kräfte aus den anderen Landkreisen. Die Dramatik der Situation sei jedoch sehr realistisch gewesen und die Zusammenarbeit mit den anderen Rettungskräften gewohnt gut. Am Informationsfluss habe es manchmal etwas gehapert, aber dies sei in der Realität meist besser als bei Übungen, meint Kobschätzky. Kritik kommt von einer kleinen Gruppe von „Verletzten“, die sich eine bessere Betreuung gewünscht hätten.
Gemeinsam stellt man sich noch zum Foto auf, dann gibt es Mittagessen von den Maltesern.
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Szenario für eine Großübung - weiter lesen auf Augsburger-Allgemeine: Link Landsberger Tagblatt